Das Heilige Antlitz
Man glaubt das Heilige Antlitz, in Genua unter dem Namen “Santo Mandillo” (aus dem griech. Mandylion, Taschentuch) bekannt, sei das älteste Abbild Jesu. Nach der Tradition des III. Jh. nach Christus sandte Abgar, König von Edessa in Armenien, der an Lepra erkrankt war und von den Heilkräften Jesu, der in Palästina predigte, gehört hatte, den Maler Anania dorthin, damit er dessen Antlitz darstelle. Da der Künstler es aber nicht schaffte das Gesicht des Messias zu malen, nahm Jesus ein Tuch und hielt es auf sein Gesicht. Durch seinen Schweiß wurde sein Bildnis auf dem Tuch abgezeichnet. Zurück im Heimatland berührte der Künstler den König mit dem Tuch und dieser war auf wundersame Weise geheilt. Von diesem Zeitpunkt an verehrte man das Heilige Abbild.
Edessa wurde 639 von den Arabern erobert, welche die Reliquie im Austausch für Geld und Gefangene nach Konstantinopel abgaben. Von Byzanz kam die Reliquie im Jahre 1362 durch Leonardo Montaldo, der das Abbild als Geschenk von Kaiser Johannes V Palaiologos erhalten hatte, nach Genua. Montaldo übergab das "Heilige Antlitz von Edessa" an das Kloster der Basilianer (später Barnabiten), wo es noch erhalten ist und verehrt wird. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts strömten die Genueser zum Fest des Heiligen Bertommé von Erminni, weil sie dem "Heiligen Antlitz" die Macht zuschrieben, sie vom "malefiziou" (Bösen) zu befreien und Genua vor Katastrophen zu schützten. Heute wird die Reliquie zwecks der Anbetung durch die Gläubigen vom Samstag vor Pfingsten bis zum Dreifaltigkeitsfest ausgestellt.
Das Abbild wird in einem vergoldeten Silberrahmen aus dem vierzehnten Jahrhundert aufbewahrt und Palaiologos genannt. Der Rahmen ist eine Handarbeit der höchsten byzantinischen Goldschmiede, der sogar zehn Reliefs mit Szenen über den Ursprung des Heiligen Bildnis abbildet.